39. Newsletter „Rassismuskritische Migrationspädagogik“

Das Netzwerk Rassismuskritische Migrationspädagogik hat seinen Sitz in Baden-Württemberg, genauer in Tübingen. Und von Baden-Württemberg, bzw. Tübingen aus sind in den letzten Wochen zwei Themen zum Umgang mit Rassismus bundesweit diskutiert worden. Beide handeln von dem pädagogischen und politischen Umgang mit dem N-Wort. Wir haben uns daher entschieden, in diesen Newsletter zwei Schwerpunkte aufzunehmen.

Die Debatte um den Roman „Tauben im Gras“ als Pflichtlektüre an baden-württembergischen beruflichen Gymnasien hat die Ulmer Lehrerin Jasmin Blunt angestoßen. In dem Onlinepanel „Tauben im Gras“ – rassistische Pflichtlektüre im Unterricht – eine rassismuskritische Intervention“ hat die LAG- Antidiskriminierungsberatung und Black History Baden-Württemberg den Kampf von Jasmin Blunt unterstützt. Der Audiomitschnitt dieser empowerenden Veranstaltung steht nun zur Verfügung (https://www.youtube.com/watch?v=KX7G3WzcECg).

Maisha Auma war eine der Gäste dieses Panels. Sie hat einen Gastkommentar für diesen Newsletter geschrieben. Der „Complaint“ von Jasmin Blunt „könnte verwendet werden, um einen rassimuskritischen Institutionswandel zu forcieren.“

„Auf den zweiten Blick“ reflektiert Annita Kalpaka in einem zweiten Gastkommentar diese Debatte anhand kritischer Anfragen an pädagogisches Handeln in rassistischen Verhältnissen. Sie fordert „Räume, in denen unfertige Gedanken, Unbehagen, eigene Praxiserfahrungen und theoretische Bezüge aber auch offene Fragen bewegt werden können, eigene Grenzen als solche benannt und respektiert werden ohne moralisierenden Impetus“. Sie schlägt vor „Das Netzwerk könnte eventuell einen Ort dafür bieten.“

Die Veranstaltung kritisierte den Roman von Hans Koeppen als Pflichtlektüre unter anderem aufgrund der ständig wiederholenden Verwendung des N-Wortes. Sie beschäftigte sich nicht unmittelbar mit dem Roman selbst. Sicherlich ist hierzu eine Vielzahl von Einschätzungen möglich.  Benjamin Ortmeyer hat mit einer rassismuskritischen Perspektive den Roman analysiert und und kommt dabei zu dem Ergebnis: „Die Lehrerin Jasmin Blunt hat recht: Der Roman von Koeppen verstärkt objektiv aus dem Kolonialrassismus stammenden heutigen Rassismus und heutige Judenfeindschaft und ist aus erziehungswissenschaftlicher Sicht meiner Meinung nach auf jeden Fall als pädagogisch ungeeignet einzuordnen.“

Ebenfalls um das N-Wort ging es bei dem neuesten Skandal um Boris Palmer. Unser Tübinger Trägerverein adis e.V. hat mit dem Kommentar „Das Problem sind nicht nur die unkontrollierten Affekte!“ reagiert. Wir drucken den Kommentar hier ab.

Zudem bietet der Newsletter zu beiden Schwerpunkten einige weitere Materialien.

Herzlichen Dank an die Kolleg_innen, die für uns die Gastkommentare geschrieben haben!

Herzlichen Dank auch an alle, die uns unterstützen, indem sie uns Hinweise auf Material zuschicken.

Sabine Pester und Andreas Foitzik

Download 39. Newsletter „Rassismuskritische Migrationspädagogik“ – Mai/Juni 2023:
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