Liebe Kolleg*innen und Freund*innen,
am 19. Februar 2021 jähren sich die rassistischen Morde von Hanau. Nach einem kurzen Entsetzen ist es vor einem Jahr in der Öffentlichkeit sehr schnell wieder still geworden. Leider greift die Erklärung „Da kam dann Corona“ nicht besonders glaubwürdig. Zu oft schon ging die Mehrheitsgesellschaft bei anderen rassistischen Anschlägen nach einem ritualisierten Innehalten zur Tagesordnung über. Doch Hanau hat tiefe Spuren hinterlassen. Nicht nur bei den Angehörigen und Überlebenden, die sich in der Initiative 19. Februar zusammengeschlossen haben. Im ganzen Land hat dieser Einschnitt dazu geführt, dass sich Menschen organisieren. Dies findet auch einen Ausdruck an den vielen Veranstaltungen rund um den Jahrestag, auf die wir mit diesem Newsletter hinweisen wollen.
Es ist auch für eine rassismuskritische Migrationspädagogik wichtig, sich mit allen zu solidarisieren, für die Hanau und all die anderen Anschläge und Übergriffe in den letzten Jahren ganz grundsätzlich das Recht auf Unversehrtheit und ein Leben in Sicherheit in Frage gestellt haben. Mit den Angehörigen und Überlebenden fordern wir eine angemessene Erinnerung, lückenlose Aufklärung und politische Konsequenzen.
Rassismus tötet – dies wurde in Hanau in aller Brutalität sichtbar. Rassismus verletzt die Menschenwürde aber auch alltäglich. Die Coronakrise trifft Menschen in marginalisierten Milieus in besonderer Weise. Corona verschärft soziale Ungleichheit und Ausgrenzung auch entlang rassistischer Strukturen. Was dies speziell für Jugendliche bedeutet und welche Konsequenzen dies für eine rassismuskritische Jugendsozialarbeit haben müsste, konnten wir mit Maria Kechaja vom Reutlinger Jugendempowermentprojekt TALK von adis e.V. und der Tübinger Erziehungswissenschaftlerin Barbara Stauber besprechen und in diesem Newsletter als Gastkommentar abdrucken.
Hinweisen wollen wir Sie noch auf den Mitschnitt einer Veranstaltung hinweisen, die unser Trägerverein adis e.V. vor dem Jahreswechsel mit Kübra Gümüşay organisiert hat (adis-ev.de/publikationen-2/mediathek/sprechen-ueber-rassismus-kuebra-guemuesay).
Angesichts der doch für viele Menschen schweren Zeiten wollen wir hier mit einem Zitat aus Kübra Gümüşays Buch „Sprache und Sein“ schließen:
Wir brauchen Orte, an denen wir die Zukunft ausprobieren, an denen wir ein neues Sprechen üben können, zweifelnd, nachdenklich, hinterfragend, mal laut, mal leise, – und immer mit Wohlwollen.
(…)
Anreize zu hoffen. Sich nicht an Unrecht zu gewöhnen.
Anreize, an der Gesellschaft mitzubauen, in der wir wirklich leben wollen.
In der alle gleichberechtigt sprechen und sein können.
Wir hoffen, dass wir auch im kommenden Jahr mit aller Kraft und guter Energie daran gemeinsam arbeiten können.
Andreas Foitzik und Sabine Pester
Download 31. Newsletter „Rassismuskritische Migrationspädagogik“ – Februar 2021:
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